Spuren im Netz
 
Tracking ist mittlerweile ein allgegenwärtiger Bestandteil des Internets. Es ist quasi unmöglich, das Internet zu nutzen, ohne getracked, also „verfolgt“ zu werden. Das reicht von einfachen Nutzerstatistiken bis hin zu sehr weitreichender Überwachung.
 
In den letzten Jahren wurden neben den klassischen HTTP-Cookies zahlreiche weitere Tracking-Verfahren entwickelt. Diese Methoden sind zum Teil äußerst intransparent – und damit auch sehr schwer abzuwehren. Damit Tracking nicht nur negative Potenziale entfaltet, sondern auch Chancen für die Gesellschaft, Politik und Ökonomie mit sich bringen kann - indem durch Tracking beispielsweise Reichweite und Wirksamkeit eines Dienstes gemessen werden können - ist es entscheidend, dass das Vertrauen der Nutzenden in das Tracking gesichert bzw. wiederhergestellt wird.
 
Tracking sollte klar gekennzeichnet sein und es müsste technisch leicht umsetzbare Möglichkeiten geben, die Stufen des Trackings graduell zu verringern oder auch ganz abzuschalten. Sollten Nutzende sich entscheiden, Tracking-Blocker zu verwenden, sollten ihnen keine Nachteile bei der Nutzung von Plattformen entstehen.
 
Daneben sollte der „Do-not-track-Grundsatz“ gesetzlich verankert werden. Dieser besagt, dass ein Tracking grundsätzlich nicht stattfindet, außer wenn in das Tracking explizit eingewilligt wird. In den Fällen, in denen ein Tracking der Nutzerinnen und Nutzern erforderlich ist (um beispielsweise auf einer Webseite auch nach einem Geräte-Neustart eingeloggt zu bleiben), sollte dieses so datenschutzfreundlich wie möglich geschehen. Unternehmen sollten Nutzerprofile grundsätzlich eher pseudonymisiert statt mit personenbezogenen Daten auswerten.

Es ist anzustreben, dass der Datenverarbeitungsvorgang nicht nur auf den Endgeräten der Nutzerinnen und Nutzer, sondern während des gesamten Verarbeitungsvorgangs einheitlich reguliert wird, sodass die Nutzenden auf Grundlage eines abgestuften Einwilligungssystems statt eines „take it or leave it“-Ansatzes echte Wahlmöglichkeiten erhalten.
 
Tracking ist gerade deshalb so allgegenwärtig, weil viele Geschäftsmodelle darauf basieren. Daher sollten alternative Finanzierungsmodelle ausgebaut werden, sodass auf Tracking weitgehend verzichtet werden kann.
 
Schließlich könnte gesellschaftlich auch darüber nachgedacht werden, inwiefern die mit Hilfe von Trackingmethoden gesammelten Daten „demokratisiert“ werden können, um das asymmetrische Wissensverhältnis zwischen Nutzenden und den datenverarbeitenden Unternehmen auszugleichen. Auch stellt sich die Frage, ob Nutzende ein Datenmitbestimmungsrecht erhalten können. Durch dieses könnte erreicht werden, dass das durch Tracking generierte Wissen nicht nur den Interessen einiger weniger Unternehmen dient, sondern dem Allgemeinwohl.

Das vom Forum Privatheit veröffentlichte White Paper zu diesem Thema steht zum Download als pdf-Datei bereit:

White Paper
Tracking
Regina Ammicht Quinn / Andreas Baur / Tamer Bile / Benjamin Bremert / Barbara Büttner / Olga Grigorjew / Thilo Hagendorff / Jessica Heesen / Nicole Krämer / Yannic Meier / Maxi Nebel / German Neubaum / Carsten Ochs / Alexander Roßnagel / Hervais Simo Fhom / Severin Weiler
1. Auflage, Mai 2018