Anonymisierung soll datengetriebene Geschäftsmodelle und Innovationen ermöglichen – ohne die Privatheit zu opfern

23. Apr 2024, Barbara Ferrarese und Frederik Metzger

Direkt am Traveufer fand vom 16. bis 17. April in den Lübecker Media Docks der „Kongress zur Anonymisierung für eine sichere Datennutzung (AnoSiDat)“ statt. Vertreterinnen und Vertreter von fünf Forschungsclustern und 17 Anonymisierungsprojekten in der Förderlinie „Forschungsnetzwerk Anonymisierung“ des BMBF kamen zu dem zweitägigen Austauschtreffen zusammen. Organisiert wurde der Kongress von der Universität zu Lübeck und der UniTranferKlinik Lübeck, die beide Teil eines weiteren Forschungsclusters in der Förderlinie sind. Es nahmen etwa 200 deutsche und internationale Fachvertreterinnen und -vertreter teil.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger eröffnete den Kongress. Sie stellte fest, dass derzeit riesige Datenschätze brachlägen, Anonymisierung dies jedoch ändern könne. Wichtig sei es in jedem Fall, nicht die Privatheit zu opfern. Ferner führte sie aus, dass Datenschutz Innovation nicht ausbremsen müsse, sondern sogar Booster sein könne.

Auf die Frage aus dem Plenum, wie denn komplexe Erkenntnisse aus der Wissenschaft erfolgreich in die Gesellschaft transportiert werden könnten, verwies Engelbert Beyer, Leiter der Unterabteilung „Technologieorientierte Forschung für Innovationen“ beim BMBF, während der Podiumsdiskussion auf die Plattform Privatheit, zu deren zentrale Aufgaben der Wissenstransfer gehöre.

Dr. Frederik Metzger vom Fraunhofer ISI stellte am zweiten Konferenztag den aktuellen Stand der Forschung zu Geschäftsmodellen auf Grundlage anonymisierter Daten im Mobilitätsbereich vor. Unter dem Titel „Data Value Creation and Business Models: Transforming More than Classic Resources” wurde der Vortrag unter den Teilnehmenden diskutiert. Der Beitrag stellte zum einen die Frage, inwieweit die Art der Anonymisierung von Daten die digitale Wertschöpfung beeinflusst. Zum anderen stellte er die These auf, dass die Anonymisierung von Datenbeständen die Wertschöpfung sowie die Wertgenerierung und -realisierung auf eine größere Zahl an Wirtschaftsakteuren verteilen könne. Dies könne einer Monopolbildung von Geschäftsmodellen entgegenwirken, wie sie von großen digitalen Plattformbetreibern bekannt sei.

Das Fraunhofer ISI ist einer von acht Konsortialpartnern des „Kompetenzclusters Anonymisierung für vernetzte Mobilitätssysteme ANYMOS“. Innerhalb des Förderzeitraums (2022 – 2025) forschen Praxis- und Forschungspartner daran, wie Techniken zur Anonymisierung in hochgradig vernetzten Mobilitätssystemen effektiv eingesetzt werden können.

Die Anonymisierung soll es ermöglichen, personenbezogene Daten insoweit zu verändern, dass ein Rückschluss auf einzelne Personen unter Anwendung bekannter Verfahren nicht mehr gegeben ist. Entsprechend des Erwägungsgrunds 26 der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entfällt somit die Anwendung der Verordnung. Hierdurch könnten personenbezogene Daten leichter und sicherer zwischen Geschäfts- und Forschungspartnern geteilt werden. Die Risiken eines Widerrufs einzelner Personen – auch auf Grundlage des Rechts auf Vergessenwerden (Art. 17 DSGVO) – werden dadurch verringert. Welche erweiterten Möglichkeiten für datengetriebene Geschäftsmodelle und Innovationen daraus erwachsen, wird im Rahmen des Kompetenzclusters ANYMOS durch das Fraunhofer ISI erforscht.


0Noch keine Kommentare

Ihr Kommentar
Antwort auf:  Direkt auf das Thema antworten