Spionage im Wohn­zimmer

My home is my castle: Die eigenen vier Wände sind der Inbegriff der Privatheit. Doch ob Smart-Phone, Sprachassistent, Smart-TV oder Fitnessuhr –alle diese Geräte sind mit dem Internet verbunden und senden unsere Daten in die Welt, oftmals ohne unser Wissen. Und was passiert mit unseren Daten?

In Zeiten des Smart-TVs ist ein Fernseher nicht nur ein Fernseher, sondern ein versteckter Computer, der Daten an internationale Unternehmen sendet. Schon beim normalen Gebrauch werden Nutzungs- und Verhaltensdaten erhoben, es werden Audio- und Videoaufnahmen gemacht sowie persönliche Identifikation ermöglicht.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie mit dem Einschalten des Fernsehers weitaus mehr einschalten als ein reines Ausstrahlungsgerät. Genauso wenig können sie nachvollziehen, wie viele Daten von wem, wann und warum erhoben, noch wie sie genutzt und weiterverarbeitet werden.

Da ein Smart-TV aufgrund seines Internetzugangs eine eigene IP-Adresse hat, können die gesammelten Daten beim Sender, dem Gerätehersteller oder bei Software-Anbietern wie Google landen. Diese Anbieter sitzen häufig nicht in Deutschland, was bedeutet, dass dort andere Datenschutzregularien gelten und sich schwer nachvollziehen lässt, was genau mit den Daten geschieht.

Doch Smart-TVs sind nur ein Beispiel der zunehmend häufiger gekauften vernetzen Geräte. Auch Smart Watches oder anderen Smart-Devices, die gesundheitsbezogene Daten aufzeichnen, sammeln Daten. Hier ist besondere Vorsicht geboten. So können beispielsweise Krankenkassen aufgrund ihres Wissens über das Verhalten des Nutzenden in manchen Fällen die Kostenübernahme verweigern.

Käme der Staat in die Hand umfassender Daten über die Bürger, wären wir nicht mehr weit von Orwells Dystopie „1984“ entfernt. Aber auch Unternehmen, die keinerlei demokratische Legitimation besitzen, sollten nicht unkontrolliert über eine Unmenge an Daten verfügen können.

Ein erster Ansatz zur Reduktion dieser Probleme ist die Transparenz. Es ist wichtig, dass Nutzende darüber informiert sind, welche Daten über sie gesammelt und an wen sie gesendet werden. Zusätzlich sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, der Sammlung bestimmter Daten zu widersprechen.

Bei neuen Geräten und Webseiten sollten die Default-Einstellungen so konfiguriert sein, dass möglichst wenige Daten gesammelt werden, damit auch solche Nutzenden, die nicht über das Wissen verfügen, sich selbst optimal zu schützen, bereits durch diese Voreinstellungen geschützt sind. Zudem sollte durch die Anwendung von Privacy-by-Design-Prinzipien der Schutz der Privatheit der Nutzenden bereits während der Entwicklungsphase berücksichtigt werden.

Die Politik sollte diese Herausforderungen adressieren, indem sie die Anbieter gesetzlich dazu verpflichtet, nach den Datenschutzregeln der Länder, in denen sich die Nutzenden befinden, zu handeln.

Weitere Informationen zu diesem Thema können Sie dem vom Forum Privatheit veröffentlichten White Paper “Das versteckte Internet” sowie dem Forschungsbericht “Smart-TV und Privatheit” entnehmen:
 
White Paper
Das versteckte Internet
Zu Hause – Im Auto – Am Körper
Murat Karaboga / Tobias Matzner / Tina Morlok / Fabian Pittroff / Maxi Nebel / Carsten Ochs / Thilo von Pape / Julia Victoria Pörschke / Philip Schütz / Hervais Simo Fhom
1. Auflage, Juli 2015
 
Forschungsbericht
Smart-TV und Privatheit
Bedrohungspotenziale und Handlungsmöglichkeiten
Marco Ghiglieri, Marit Hansen, Maxi Nebel, Julia Victoria Pörschke, Hervais Simo Fhom
1. Auflage, Februar 2016